Am Gelände der alten Ankerbrotfabrik wird auch heute noch gebacken. Vier Frauen aus der umliegenden Nachbarschaft – Rabia, Halise, Ayse und Fadime – sind wahre Spezialistinnen in der Herstellung von Fladenbrot und Nudeln, die sie gemeinsam nach alten Rezepten und in großen Mengen als Vorrat für die kalte Jahreszeit produzieren. Alle vier Frauen stammen ursprünglich aus der Türkei, aus kleinen Dörfern in Zentralanatolien, in denen das gemeinsame Backen der Frauen eine lange Tradition hat.
Beim Betreten der Gemeinschaftsküche an einem der ersten Herbsttage herrscht reger Betrieb im Kulturhaus Brotfabrik. Es wird geknetet, gerollt, gezogen und geschnitten. Der Geruch nach frischem Brot und schwarzem Tee macht Lust, hineinzugehen. Das Lachen der Frauen und traditionelle Musik erfüllen das Gebäude mit Leben.
Die Bäckerinnen sitzen auf breiten Matten am Boden, jede von ihnen ist für einen eigenen Arbeitsschritt zuständig. Rabia formt und portioniert den Teig für das Brot. Halise und Ayse rollen mit viel Geschick mit einem langen schmalen Nudelholz, dem sogenannten Oklava, den Teig aus, der anschließend auf einem besonders geformten Ofen zu Lavash, hauchdünnem Fladenbrot, gebacken wird. Fadime hat sich auf die Herstellung von Eriste, feinen Nudeln, spezialisiert. Außerdem füllen die Frauen Kürbis und Kartoffeln, die eine weitere Nachbarin auf einem Stück Acker im Süden Wiens frisch geerntet hat, in Teigtaschen, die nach getaner Arbeit sofort verkostet werden. Der Genuss darf schließlich auch nicht zu kurz kommen.
Das Streben nach einer möglichst autarken Versorgung der Familie in der Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln haben die Frauen mit nach Wien gebracht und somit die Stadt um ein Stück Wissen und Handwerk bereichert. Und das Beste daran – für die gesamte Produktion sind nur zwei Zutaten notwendig: Wasser und Mehl.
Mehr Infos: Community Cooking